Seit 1994 erinnern weltweit Organisationen und Stiftungen jährlich zum 21. September an die schwere Demenzkrankheit Alzheimer. Die Öffentlichkeit soll so an die weitverbreitete Krankheit erinnert oder aufmerksam gemacht werden. Doch wie entsteht Alzheimer? Und wie kann der Erkrankung vorgebeugt werden?
Alzheimer-Forschung noch ohne Heilmittel
Demenz kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: ohne Geist. Erinnerungen, auch die schönsten Momente im Leben verblassen. Patienten rutschen mit zunehmender Krankheit immer tiefer in Pflegebedürftigkeit und Abhängigkeit. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. sind weltweit mehr als 50 Millionen Menschen von einer Demenzkrankheit betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Demenz fasst über 50 Krankheiten zusammen, bei denen die Gehirnleistung abbaut. Unterschiede bestehen in Ursache, Symptomen und Verlauf. Die häufigste Demenz: Alzheimer, benannt nach dem deutschen Neurologen Dr. Alois Alzheimer, der die Krankheit im Jahr 1906 erstmals wissenschaftlich beschrieb.
Trotz jahrzehntelanger Forschung ist bis heute nicht final geklärt, wie Alzheimer entsteht. Ein Faktor sind Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) im Gehirn der Patienten. Außerdem gehen mit fortschreitender Erkrankung Nervenzellen sowie Nervenzellkontakte unter. Während erblich bedingtes Alzheimer lediglich bei weniger als einem Prozent der Fälle auftritt, sind 99 Prozent der Erkrankungen eine altersbedingte Form der Demenz. Selten sind Betroffene jünger als 60 Jahre. Das Krankheitsbild prägen daraufhin Gedächtnis-, Sprach- und Orientierungsstörungen, Abbau des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Unterschiedlich ausgeprägt, je nach Verlauf.
Die Unterschiede in Kompetenz und Defiziten erschweren eine übergreifende Behandlungsmethode. Anforderungen an Pflege sowie Therapie und ärztliche Betreuung unterscheiden sich zwar, sind jedoch ab dem Zeitpunkt einer schweren Demenz stets unausweichlich. Hier versiegt die Sprache, Betroffene verlieren in der Regel die Kontrolle über Blase und Darm. Da auch die Körperhaltung verloren geht, können viele nicht mehr ohne Hilfe gehen, werden bettlägerig. Die Alzheimer-Krankheit ist nicht tödlich, durch das hohe Infektionsrisiko gelten aber eben jene als häufigste Todesursache, formuliert die Deutsche Alzheimergesellschaft e.V.
Abbau bis zum Glück
Demenz scheint ein Kampf gegen einen unschlagbaren Gegner zu sein. „Am Anfang ist es so, dass die Patienten versuchen, hinter ihrem alten Leben herzulaufen. Deswegen kriegen sie einen Rennzwang, Unruhe“, erklärt Bettina Michel gegenüber der Welt am Sonntag. Michel ist die Tochter des 2019 verstorbenen Ex-Schalke 04 Managers Rudi Assauer. Der ehemalige Bundesligaspieler litt jahrelang an Alzheimer, machte seine Krankheit 2012 durch seine Autobiografie öffentlich. In einem Interview mit der Sendung 37 Grad sagte er im Jahr 2015: er könne Menschen verstehen, die bei der Diagnose Alzheimer aufgeben und sich umbringen. Assauer selbst hatte diesen Gedanken laut eigener Aussage nicht. Ihn machte die Krankheit und der Umstand geistig nicht mehr mithalten zu können vor allem wütend. Nachvollziehbar bei einem Menschen, der über Jahrzehnte Sportgrößen, ja einen ganzen Verein managte und plötzlich seinen eigenen Alltag nicht mehr zu bewältigen im Stande war.
Alzheimerpatienten misslingen fortschreitend die einfachsten Dinge. Sie können Mobiltelefone nicht mehr benutzen, an Autofahren ist nicht mehr zu denken. Auch Assauer war nach einem Vorfall nur noch Beifahrer. Weil er sich nicht mehr erinnern konnte, mit welchem Treibstoff er den Wagen betanken muss, blieb er mitten auf der Straße liegen. Eine Gefährdung, auch für andere. Das Belastende an der Krankheit: Betroffene bekommen die längste Zeit mit, wie sie abbauen, Familie und Mitmenschen dadurch zur Last fallen. Ab einem gewissen Zeitpunkt vergessen Patienten jedoch auch die Krankheit. Wut, Scham und Enttäuschung weichen dann Zufriedenheit in der „eigenen Welt“. Die Bedürftigkeit wächst jedoch weiter.
Belastung in jeglicher Hinsicht
Wie die Alzheimer Forschung weiß, ist die Krankheit bis heute unheilbar. Ein Medikament, das den Verlust der Nervenzellen aufhalten kann – trotz intensiver Forschung – nicht existent.
Die größte Herausforderung: Die Erkrankungszahlen steigen mit dem Lebensalter. Da immer mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, wird daher auch die Zahl der Erkrankten künftig weiter ansteigen. Ein Heilmittel ist daher dringend notwendig. Doch nicht nur die Forschung ist gefragt. Die Pflege von Alzheimer-Patienten ist ebenso herausfordernd – in physischer, psychischer, aber auch finanzieller Hinsicht. Zur Vorsorge ist eine gute Pflegeversicherung unumgänglich, da bereits die Diagnose kostenintensive Tests und Untersuchungen voraussetzt. Hier wird der Patient neben dem Arztgespräch körperlich und neurologisch untersucht. Laborwerte, wie Blut und Urin, werden überprüft. Zur Diagnostik beitragen können außerdem bildgebende Verfahren sowie eine Untersuchung des Nervenwassers, des sogenannten Liquors.
Fitness für Kopf und Körper
Wer die Diagnose Alzheimer erhält, kann diese nicht mehr aufhalten. Um das Erkrankungsrisiko zu senken, gilt es daher Geist und Verstand von vornherein wachzuhalten. Laut Alzheimer-Forschung zeigen Studien, dass Menschen seltener an der Demenz erkranken, die sich regelmäßig bewegen, geistig fit halten, gesellig sind und einen gesunden Lebenswandel pflegen. Eine Garantie gibt es trotz dessen nicht. Selbstbestimmtheit im Alter lässt sich daher nur vorab regeln.
Weitere Informationen zur Pflegeversicherung, erhalten Sie auf den Seiten der Union Krankenversicherung und der Versicherungskammer Bayern.
Titelbild © Drazen
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