Während der Corona-Pandemie dominieren gesundheitspolitische Nachrichten die Schlagzeilen – da bräuchte es 2021 eigentlich keinen eigens dafür geschaffenen Gedenktag möchte man meinen.
Doch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich nun einen ganz besonderen Schwerpunkt einfallen lassen: Erstmalig für das ganze Jahr lautet das Kampagnenmotto „Building a fairer, healthier world“. Denn: Am Weltgesundheitstag am 7. April soll es um gesundheitliche Chancengleichheit gehen.
Telemedizin: Corona lässt die Nachfrage steigen
Eine besondere Rolle spielt dabei die Telemedizin, die während der Corona-Pandemie noch einmal einen Popularitätsschub erfahren hat und laut Bundesärztekammer mittlerweile in nahezu allen medizinischen Fachgebieten zum Einsatz kommt. Telemedizinische Anwendungen sind dadurch definiert, dass Ärzte, Apotheker oder Therapeuten medizinische Leistungen wie etwa Diagnostik oder Therapie über räumliche Entfernungen mithilfe digitaler Kommunikationsmittel erbringen können.
Beispiele gibt es viele: Am bekanntesten sind wohl Videosprechstunden, die seit April 2019 in Deutschland für Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten möglich sind. Einer der größten Anbieter für digitale Sprechstunden ist TeleClinic (auch Partner der Versicherungskammer Bayern und Union Krankenversicherung). „Ich finde TeleClinic in der Anwendung unglaublich praktisch – wenn es in der Praxis ruhiger zugeht, kann ich über die App jederzeit Patienten annehmen“, sagt Dr. Ralf von Seckendorff, der über TeleClinic Sprechstunden anbietet, im Interview.
Der Allgemeinmediziner nimmt neben seiner Arbeit in der Praxis im MVZ in Wismar auch bundesweit per App Patienten an. Etwa 50 bis 80 Patienten pro Woche empfängt Seckendorff über TeleClinic, schätzt er. Durch Corona sei die Nachfrage extrem gestiegen.
Ärztemangel digital auffangen
Videosprechstunden sind vor allem für Patienten in strukturschwachen ländlichen Gebieten hilfreich, da sie dafür nicht den weiten Weg in die Praxis oder Klinik auf sich nehmen müssen. Auch Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen eigeschränkt mobil sind, nutzen gerne die Möglichkeit einer Videosprechstunde.
„Wer Migräne oder Durchfall hat, muss sich nicht in die Praxis quälen“, bestätigt Seckendorff. „Viele Menschen finden auch einfach keinen Arzt mehr – und zwar sowohl in ländlichen Gebieten wie auch in überlaufenen Großstädten. Ich höre oft von meinen Patienten: ‚Mein Arzt ist in Rente‘ oder ‚Ich bin umgezogen, keine Praxis nimmt mich auf.‘ Das ist erschreckend. Für die sind wir dann manchmal die letzte Rettung.“
Telemedizin kann also dazu beitragen, den Ärztemangel wenigstens etwas aufzufangen – aus der Welt schaffen wird sie das Problem nicht. Denn vor allem bei der Vorsorge müssen Behandlungen vor Ort vorgenommen werden, erinnert Seckendorff.
Das Beste aus beiden Welten durch Telemedizin
Aber fehlt der physische Kontakt nicht auch sonst bei der Untersuchung? Seckendorff meint: „Im Prinzip behandele ich über TeleClinic dieselben Fälle, die auch in der Praxis vorkommen: Rückenschmerzen, Migräne, Magen-Darm-Probleme oder eben Corona-Erkrankungen. Dabei kann man viel mit einer gründlichen Anamnese und gezielten Fragen klären. Wenn ein Fall nicht klar ist oder ich Komplikationen nicht ausschließen kann, dann schicke ich die Patienten natürlich lieber zum Arzt vor Ort.“
Seckendorff kann sich zwar weitere Ergänzungen zur Telemedizin vorstellen wie zum Beispiel ein digitales EKG, aber er meint auch: „Ich habe eigentlich alles, was ich für eine digitale Sprechstunde brauche. Im Großen und Ganzen sollten sich Telemedizin und die Behandlung vor Ort gut ergänzen. Online kann ich als Arzt bei unkomplizierten Problemen behilflich sein, und der Arzt vor Ort hat dann Zeit, sich um kompliziertere Beschwerden zu kümmern.“
Wenn der Facharzt Hausbesuche macht
Aber auch für sehr spezifische medizinische Versorgung kann Telemedizin eine große Hilfe sein. Ein besonders spannendes Projekt dazu hat das bayerische Krankenhaus Agatharied im Oktober vergangenen Jahres gestartet. Es soll Patienten mit fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen wie etwa Parkinson oder Multipler Sklerose und deren Betreuer in ganz Bayern unterstützen.
Das Projekt heißt „Telemedizinische Antworten auf Neuropalliative Nachfragen in Echtzeit“ – kurz „TANNE“. Hospize und SAPV-Teams (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) können dabei mithilfe eines Videosystems rund um die Uhr einen Neurologen mit palliativer Erfahrung kontaktieren. Die Neurologen Dr. Christiane Weck und Prof. Dr. Stefan Lorenzl von der Klinik Agatharied erklären das Projekt in einem Interview.
„Die Idee zu TANNE ist entstanden, weil wir so viele Anrufe bekommen haben mit konkreten Fragen zu neurologischen Erkrankungen. Aber am Telefon ist es schwer, einem Patienten oder Betreuer einen fundierten Rat zu geben – selbst wenn der Fall ausführlich geschildert wird. Es ist viel besser, wenn ich als Arzt den Patienten sehen und prüfen kann, ob die Symptome wirklich von der diagnostizierten Krankheit herrühren oder es nicht doch einen anderen Grund geben könnte“, erklärt Lorenzl.
Telemedizin: Das große Ziel von TANNE
Bei TANNE werden die SAPV-Teams oder Hospize mit einem Kamerapaket ausgestattet, das unter anderem ein Tablet und ein für den medizinischen Bereich konzipiertes Videoprogramm enthält. Momentan ist das Projekt, das die Pilotphase schon hinter sich hat, durch den Innovationsfonds des GBA finanziert; alle SAPV-Teams und Hospize in Bayern können daran teilnehmen.
Weck erklärt: „Wir erheben jetzt Daten für eine klinische Studie, um zu zeigen, wie sehr das Projekt neurologischen Patienten helfen kann. Wir wollen, dass diese Versorgungsform in die Regelversorgung übergeht und eine Kassenleistung wird.“
Die Neurologen freuen sich vor allem darüber, dass TANNE den Betroffenen so gut gefällt: „Unser Projekt ist von den Patienten bisher extrem gut angenommen worden. Die Menschen sind sehr dankbar, weil sie dank Telemedizin nicht ins Krankenhaus müssen, aber trotzdem mit einem Spezialisten sprechen können.“
Expertenwissen für alle zugänglich machen
Die räumliche Distanz war für den Austausch kein Hindernis: „Es hat besser funktioniert als ich dachte, eine Vertrauensbasis zu schaffen“, sagt Lorenzl. Weck ergänzt: „Zum Beispiel kennen wir einen Patienten, der große Schwierigkeiten hat, in die Klinik transportiert zu werden. Er bekommt dann Panikattacken. Durch TANNE hat er aber die Möglichkeit, sich trotzdem mit einem Facharzt auszutauschen.“
Für alles eigne sich Telemedizin zwar nicht, resümiert Weck, aber: „Es gibt sehr vernünftige telemedizinische Anwendungen, vor allem wenn es darum geht, ambulante Teams zu unterstützen. Das gleiche könnte ich mir auch für andere medizinische Fachbereiche vorstellen, wie zum Beispiel in der Dermatologie oder Urologie. Denn telemedizinische Anwendungen sind vor allem stark darin, Expertenwissen zur Verfügung zu stellen und allgemein zugänglich zu machen.“
Auch die Versicherungskammer Bayern und die Union Krankenversicherung bieten ihren Kunden nützliche Services im Bereich der Telemedizin
Aufgrund der zahlreichen geschilderten Vorteile der Nutzung von Telemedizin, sind wir stets bestrebt unseren Kunden die besten Services anzubieten, um ihren ärztlichen Rat und Unterstützung, zeitlich wie auch örtlich flexibel, zur Verfügung zu stellen. All unsere Kunden mit einer Voll- oder Beihilfeergänzungsversicherung genießen die Vorteile und den schnellen Zugang zu folgenden Angeboten:
- Digitale Sprechstunde: Mit der App unseres Partners TeleClinic holen sich unsere Kunden den Arzt dorthin, wo sie ihn benötigen – egal, welcher Tag oder wie spät es ist.
- Top-Ärzte-Vermittlung: Unsere Kunden erhalten innerhalb von 48 Stunden eine Adressauswahl an qualifizierten Ärzten und Kliniken, die ihren Bedürfnissen entsprechen – per Mail. Egal ob einfache Arztsuche oder unabhängige Zweitmeinung
- Medizinische Hotline – Ein qualifizierter Ansprechpartner für die Gesundheit unserer Kunden – zeitsparend und ortsunabhängig medizinische Beratung am Telefon
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