Deutschlands Bevölkerung altert. Die Pflege wird teurer und viele Bürger sind weder vorbereitet noch informiert. Für Makler besteht deutlicher Beratungsbedarf.
Die alternde Bevölkerung
Dem Statistischen Bundesamt (DESTATIS) zufolge waren im Winter 2019 etwa 4,13 Millionen Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig. Im Vergleich zum Jahr 2017 bedeutet das ein Plus von 21 Prozent. Diesen starken Anstieg erklärt das Bundesamt mit der Veränderung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Ein Großteil dieser Pflegebedürftigen genießt Pflege zu Hause – zumeist durch Angehörige. Die Pflege durch ambulante Pflege- oder Betreuungsdienste ist dagegen seltener.
Gleichwohl bietet dieser Anstieg – wenn auch anders verargumentiert – einen Vorgeschmack darauf, was das deutsche Pflegesystem in den kommenden Jahren erwartet. Das große Problem dabei: Die sogenannten Baby-Boomer, also die zwischen 1946 und 1964 Geborenen, stehen kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter. Viele von ihnen haben den Arbeitsmarkt bereits verlassen, ein Teil wird in den kommenden Jahren folgen. Hinzu kommt die sinkende Geburtenrate in Deutschland. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat errechnet, dass im Jahr 2060 mehr als 50 Prozent der deutschen Bevölkerung über 67 Jahre alt sein wird. Das bedeutet, es gibt wesentlich mehr Personen, die vom Rentensystem profitieren, und weniger, die darin einzahlen können. Außerdem werden Menschen dank der modernen Medizin generell älter, was für eine Zunahme von Alterskrankheiten wie Alzheimer sorgt.
Stationäre Pflege wird teurer
Und damit nicht genug. Während diejenigen, die auf Pflege angewiesen sind, immer zahlreicher werden, wird stationäre Pflege immer teurer. Das Institut der Deutschen Wirtschaft vermutet hinter der reformierten Bestimmung des Pflegegrads einen Grund dafür. Ein weiterer soll der stete Wachstum der Löhne sein. Die Kostenzunahme für stationäre Pflege betrug im Jahr 2019 bis zu 78 Prozent. Dabei ist Pflege in den neuen Bundesländern noch vergleichsweise günstiger. Schon bei einem Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim zwischen 1.800 Euro und 2.200 Euro (Stand 2018) haben viele Menschen Probleme damit, diesen zu bezahlen. Laut DRV existiert eine deutliche Lücke von bis zu 1.600 Euro. Ein ähnliches Ergebnis zeigen Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts des PKV-Verbands im Jahr 2019. Damals errechnete das Institut, dass ein im Jahr 1989 Geborener mit durchschnittlichem beitragspflichtigem Einkommen 50 Prozent mehr in die SPV einzahlen muss als jemand, der im Jahr 1966 geboren sei. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) warnt vor Extremszenarien mit einem Beitragsanteil von 8,5 Prozent im Jahr 2060. Kurzum: Die Lücke im Pflegesystem wächst.
Selbst ist der Pfleger
Eben auch aufgrund der hohen Kosten von Pflegeplätzen haben sich viele Deutsche darauf verlegt, die Pflegebedürftigen aus ihrer Familie selbst zu betreuen. Diese Maßnahme hat für die Pflegenden selbst jedoch schwere Auswirkungen. Denn viele pflegende Angehörige können selbst nicht mehr berufstätig sein. „Sie müssen teilweise oder sogar ganz reduzieren. Sie brauchen ihre finanziellen Reserven auf, sodass sie nachher Arbeitslosengeld II erhalten, Hartz IV, das geht schneller als man denkt“, sagt Susanne Hallermann von der Initiative „Armut durch Pflege“ dazu.
Deutsche befassen sich nicht mit Pflege
Ein weiteres großes Problem ist, dass sich viele Deutsche gar nicht oder zu wenig mit dem Thema Pflege auseinandersetzen. Zum Teil begründet sich dies auf bloßer Unwissenheit. Zwar weiß mehr als die Hälfte der Deutschen darüber Bescheid, dass die gesetzliche Absicherung nicht immer ausreichen wird. 41 Prozent glauben jedoch auch daran, weniger als 1.000 Euro im Monat für einen vollstationären Pflegeplatz zahlen zu müssen. Sechs aus zehn Befragten gaben an, zusätzlich für die Pflege im Alter vorzusorgen. Ein Viertel sorgt jedoch gar nicht vor. Die Befragten gaben an, sich nicht mit dem Thema auszukennen oder dass es zu kompliziert sei.
Viele Deutsche gehen weiterhin davon aus, dass die gesetzliche Versicherung alle Kosten übernimmt, sobald es zum Pflegefall kommt.
Emotional statt rational
Es besteht nach wie vor Beratungsbedarf. Die wichtigste Aufgabe für Vermittler ist demnach, Kunden für die Thematik Pflege zu sensibilisieren und sie aufzuklären. Sie wissen um das Risiko und die Lücken der gesetzlichen Versorgung. Dementsprechend können Sie Kunden präventiv zu einer frühzeitigen Lösung des Problems lotsen – so beratungsintensiv das Thema auch ist. Hier kommt es vor allem auf Geduld und Einfühlungsvermögen an. Hinterfragen Sie Ihre Einstellung zu Verkaufsgesprächen und versuchen Sie, falls nötig, eine neue Perspektive. Dabei können die folgenden Leitpunkte helfen:
- Ich habe etwas zu bieten: Expertenwissen und eine Lösung.
- Manchmal ist Emotionalität statt Rationalität gefragt.
- Die Pflegeberatung ist nicht immer mit einem klassischen Produktverkauf zu vergleichen – eher mit einer Hilfestellung.
Es kann sein, dass Kunden familiär bereits betroffen sind. Vielleicht, weil es bereits einen Pflegefall in der Familie gibt. Trauer und Wut können das Gespräch auf eine emotionale Ebene ziehen. Dementsprechend ist Feingefühl gefragt. Weitere Informationen über die Pflege-Beratung finden Sie im Artikel „Pflege-Beratung: Emotional statt rational!“.
Der PflegePartner
Der Konzern Versicherungskammer unterstützt Sie bei dieser Aufgabe mit vielen verschiedenen Services und Top-Produkten. Zum Beispiel mit dem PflegePartner. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die Angehörigen im Rahmen der Pflege unter die Arme greift. So ist es damit möglich, digital den Pflegegrad zu bestimmen, einen Antrag auf Pflegeleistungen zu stellen oder sämtliche wichtigen Kontakte in einem Adressbuch anzulegen. Ein Archiv für die wichtigsten Kontakte und eine Suchoption für den nächsten Pflegedienst sind ebenfalls enthalten. Alle Kunden der Tarife FörderPflege, PflegePRIVAT Premium und PflegePRIVAT Premium Plus können ihn flexibel nutzen – zu jeder Zeit, an jedem Ort. Welche Aspekte der Pflegezusatzversicherung für Kunden am wichtigsten sind und welche sie vernachlässigen, erklärt Maximilian Waizmann, Gründer von Zahnzusatz-Experten.de, im persönlichen Gespräch.
„Es kommt beim Kunden gut an, wenn er sich die Leistung individuell zusammenstellen kann.“ – Maximilian Waizmann
Ein Blick in die Zukunft
Wie geht es nun mit der Pflege in Deutschland weiter? Das Bundesgesundheitsministerium hat dazu eine neue Pflegereform vorgestellt, die die Pflege im Heim und zu Hause verbessern soll. Zudem beinhaltet sie eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte. An den vorgeschlagenen Veränderungen gibt es jedoch Kritik und bis sie angewendet werden, wird es noch dauern. Weitere Details zur neuen Pflegereform stellen wir in dem Beitrag „Pflegereform 2021: Mit drei Säulen die Pflege stärken“.
Im Pflege-Spezial finden Sie regelmäßig top-aktuelle Informationen zum Thema Pflege, von Zielgruppen bis zu neuen Produktentwicklungen.
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