Von den Chefs alter Schule verteufelt, von jungen Mitarbeitern herbeigesehnt: Das Homeoffice hat sich während der Corona-Krise in vielen Unternehmen durchgesetzt. Hybride Arbeitsformen werden immer mehr zur Norm. Was das für den Arbeitsalltag bedeutet, erfahren Sie im Artikel.
Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben
Die meisten deutschen Angestellten hätten sich 2019 wohl nicht einmal im Traum vorstellen können, dass sie beinahe das gesamte nächste Jahr ihre Arbeit in Jogginghose mit dem Laptop am eigenen Küchentisch absolvieren würden. Doch die Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich das in vielen Firmen bisher als eher neumodisch angesehene Homeoffice durchgesetzt hat.
Weltweit hat 2020 fast jeder Zweite seine Arbeit aufgrund von Covid-19 von Zuhause aus erledigt. Das sind die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 32.500 Personen in 19 Ländern für die Arbeitsmarkt-Studie „Hopes and Fears 2021“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) veröffentlicht hat.
Und das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben: Das Hauptargument der Homeoffice-Gegner, Angestellte würden ohne Beaufsichtigung Zuhause nicht arbeiten, stellte sich als unwahr heraus. Das zeigen nicht nur Studien – sogar Oliver Bräte, Konzernchef der Allianz, sagte im Juli laut Handelsblatt über das Homeoffice: „Ich bin manchmal erheblich produktiver.“ Vielen Mitarbeitern gehe es ähnlich. Nicht wenige arbeiten im Homeoffice unbewusst länger als im Büro und müssen sich eher zügeln.
Auch Abstimmungen im Team sind kein Problem: Mit Videoplattformen wie Zoom oder Messaging-Tools wie Slack können sich Mitarbeiter digital vernetzen und Meetings abhalten. Außerdem sparen Unternehmen teure Mietkosten für große Büroflächen und deren Ausstattung.
Arbeitnehmer wünschen sich mehr Flexibilität
Das Büro ist tot, stellte deshalb das US-amerikanische Business-Magazin Fast Company fest und berichtet von einer Umfrage, in der Startup-Gründer angaben, nach Ende der Corona-Krise nicht ins Büro zurückkehren zu wollen. Ihre Mitarbeiter wären im Homeoffice produktiver als in den Arbeitsräumen.
Aber ganz so einfach ist es nicht – während das Homeoffice sich vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut, fällt das Urteil in Deutschland gemischter aus. Laut PwC sind zwar mehr als 40 Prozent auch in Deutschland dafür, ihre Arbeit zum Teil im Homeoffice zu erledigen. Aber eben nur zum Teil. Viele zieht es ins Büro zurück, vor allem ältere Arbeitnehmer.
Sie vermissen den direkten Austausch mit den Kollegen, auch psychische Belastungen wie Erschöpfung treten in der Telearbeit häufiger auf. Immer mehr Angestellte möchten am liebsten flexibel zwischen Büro und Homeoffice wechseln. Das ergab auch eine im April veröffentlichte Umfrage des Stellenportals StepStone. Die meisten Befragten schätzten das Homeoffice – 83 Prozent davon wünschten sich sogar, Arbeitsbeginn und -ende auch in Zukunft frei einteilen zu können. Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach dem Büro: Nur vier Prozent und damit eine kleine Minderheit möchte dauerhaft vollständig von zu Hause aus arbeiten.
Das Büro erhält einen neuen Stellenwert
Diese Entwicklung könne das Image des Büros komplett umdeuten, meint Tobias Zimmermann von StepStone in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Das Büro wird nach der Corona-Pandemie eine Aufwertung erfahren und nicht mehr der Platz sein, an dem die Mitarbeiter nur ihre Schreibtischarbeit erledigen. Das geht gut von Zuhause aus.“ Das Büro werde ein „Platz für bewusste Zusammenarbeit und interaktiven Austausch“.
Nicht wenige große Firmen haben die Zeichen der Zeit erkannt: Schwergewichte wie Siemens und Allianz haben vergangenes Jahr beschlossen, ihren Mitarbeitern dauerhaft hybride Arbeitsmodelle anzubieten. Die Allianz erwarte, dass längerfristig bis zu „40 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause arbeiten“ werden, sagte Allianz-Vorstand Christof Mascher dem Handelsblatt. „Aber auch eine höhere Zahl ist möglich.“
Immer mehr Unternehmen erkennen: Hybride Arbeitsmodelle sind nicht nur für junge Menschen und Eltern ein Benefit, sondern ermöglichen Mitarbeitern auch, effektiver und besser zu arbeiten. Auf das Büro werden sie in Zukunft aber nicht verzichten können – dafür ist der direkte Austausch zu wertvoll.
Wer erfolgreicher im Homeoffice arbeiten möchte, für den haben wir in diesem Beitrag wertvolle Tipps.
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Titelbild: ©Halfpoint/stock.adobe.com
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