Viele von uns haben das Büro vor Wochen in die eigenen vier Wände verlegt. So lange in Home Office Isolation zu arbeiten, kann durchaus eine Belastungsprobe sein. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Alltag, sondern beeinflusst auch unsere mentale Gesundheit. Welche Dinge laufen problematisch? Was hat sich durch das Home Office positiv verändert? Die Plattform LinkedIn hat eine Studie zur mentalen Gesundheit und dem Umgang mit der neuartigen Arbeitssituation durchgeführt.
Stress
Fühlen sich die Deutschen seit Corona gestresster von der Arbeit? Teils, teils. So die Ergebnisse: Mit 30,2 Prozent aller Befragten fühlt sich rund ein Drittel erschöpfter als sonst. Bei fast der Hälfte der Teilnehmer ist dagegen „alles gut“. Besonders unter Stress stehen offenbar Menschen in Führungsposition und ungelernte Kräfte. Davon sind laut Studie insbesondere Männer betroffen. Mit dem Alter stellt sich wiederum eine gewisse Gelassenheit ein: 71,9 Prozent der Generation 55+ fühlen sich nicht überlastet.
Aber warum ist das so? Laut der Ergebnisse stellt die ständige Ablenkung zuhause die Befragten unter neue Herausforderungen. Berufliches und privates sei schwerer trennbar. Knapp 40 Prozent der 35- bis 44- Jährigen sagen, dass ihnen die Doppelbelastung aus Arbeit und Kinderbetreuung besonders zusetzt.
Außerdem bangen viele Arbeitnehmer und Selbständige weiterhin um ihre Existenz aufgrund von niedrigem Kurzarbeitergeld oder gar fehlender Einnahmen. Auch der Mangel an sozialer oder emotionaler Unterstützung durch Kollegen oder Freunden trägt zur verminderten Resistenz bei.
Überstunden an der Tagesordnung
Ebenfalls Schuld am erhöhten Stresslevel sind längere Arbeitszeiten. 80 Prozent der Befragten leisteten in der Krise bislang Überstunden. Fast 30 Prozent davon machen sogar vier oder mehr Überstunden am Tag. Das sind in der Regel beinahe 20 Wochenstunden mehr als vertraglich vereinbart. Vor allem jüngere Arbeitnehmer sind davon betroffen. Denn deren Arbeitstage beginnen früh und enden spät. Der Grund: Sie wollen möglichst produktiv wirken und viel E-Präsenz zeigen.
Um die vermeintlichen Anforderungen des Arbeitgebers zu erfüllen, antwortet jeder Fünfte auch noch nach Feierabend auf E-Mails. Manch einer loggt sich sogar früher ein und später aus, um dem Arbeitgeber den Arbeitswillen zu zeigen. Mehr als 85 Prozent der älteren Generation verzichtet dagegen auf solche Maßnahmen.
Doppelbelastung durch Familie
Hinzu kommt in vielen Fällen die Doppelbelastung von Homeoffice und Kinderbetreuung, klagen insbesondere die 35- bis 44-Jährigen Teilnehmer (39 Prozent). Hier gibt es bundesweite Unterschiede: Überdurchschnittlich gestresst reagieren beispielsweise die Thüringer mit 46,2 Prozent auf die Unvereinbarkeit von Familie und Arbeit im Quarantäne-Modus, im Saarland sind es dagegen nur 7,7 Prozent. Die Home Office Isolation hat aber auch seine Vorzüge: So genießen offenbar 44,9 Prozent der Deutschen mehr Zeit mit der Familie zu haben.
Work-Life-Lockdown-Balance
Um die mentale, aber auch physische Gesundheit zu fördern, setzen viele Deutsche auf Bewegungs- und Entspannungsübungen. Über ein Drittel der Befragten bevorzugt dafür Sportarten wie Yoga, Pilates und Krafttraining. Knapp 30 Prozent mögen es lieber etwas ruhiger und nutzen Entspannungsübungen. Etwa der Hälfte der Befragten (43 Prozent) fehlt das soziale Umfeld im Büro. Sie vermissen ihre Kollegenschaft und kleine Events oder das fehlende technische Equipment.
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