Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Dommermuth
Die Bedeutung der zusätzlichen privaten und betrieblichen Vorsorge wird zukünftig weiter zunehmen, da die Menschen die tatsächlichen Herausforderungen eines langen Lebens sowie ihrer Versorgungslücke aufgrund sinkender staatlicher Renten immer mehr erkennen werden.
Ich wage diese Prognose, obwohl die „klassische“ kapitalgedeckte Altersvorsorge auf Grund der Niedrigzinsphase teurer geworden ist.
Dennoch garantiert weiterhin nur eine Rentenversicherung lebenslange monatliche Leistungen. Allerdings erfordern dabei die anhaltend niedrigen Zinsen neue Wege bei der Vorsorge, die Sicherheit und Chance miteinander verbinden. Dies gilt auch für die geförderten Produkte Riester, Rürup sowie die bAV: Eine stärkere Kapitalmarktorientierung ist daher – neben der selbstgenutzten Immobilie – für die Masse der Menschen aktuell die einzig wirklich rentable Form der finanziellen Zukunftssicherung.
Flexibilität ist Trumpf
Bei den Jüngeren wird das Thema Flexibilität in den Produkten an Bedeutung gewinnen, so zum Beispiel um den Todesfallschutz für Hinterbliebene anzupassen, das Garantieniveau (beziehungsweise das Risiko) während der Vertragslaufzeit zu ändern oder die Anlagestrategie während der Laufzeit hinsichtlich Fondsauswahl oder Strategiekonzepten zu wechseln.
Eine wichtige Kundengruppe ist die Generation 50+, da ihr keine Zeit mehr zum Verdrängen des Vorsorgeproblems bleibt und es sich um eine finanz- und vermögensstarke Gruppe handelt. Aufgrund ihres ausgeprägten Anspruchsdenkens werden für sie Beratungsqualität und Vertrauen im Vordergrund stehen.
Insgesamt sind die Kunden der Zukunft informierter und wollen höhere Transparenz hinsichtlich der Kosten des Vorsorgeproduktes.
Welche Auswirkungen wird dies auf Versicherungsunternehmen haben?
Die ohnehin schon hohen Ansprüche an die Produktflexibilität werden voraussichtlich noch zunehmen. Rein klassische Altersvorsorgeprodukte werden im anhaltenden Niedrigzinsumfeld nicht ausreichen. Neue Produktkonzepte müssen eine höhere Beteiligung an den Kapitalmärkten mit einem vertretbaren Maß an Sicherheit für den Kunden kombinieren. Die Versicherer müssen kostengünstigere Produkte entwickeln und die Kosten transparent ausweisen. Die Qualität der Beratung muss hoch sein, um die attraktive Kundengruppe 50+ zu erreichen und den informierten Kunden richtig zu beraten.

Professor Dr. Thomas Dommermuth ist einer der Gründer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) und Vorsitzender des Fachlichen Beirats des IVFP. Professor Dommermuth ist seit 1996 Hochschullehrer an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg/Weiden im Fachbereich Steuern und Finanzierung
Titelbild: ©goodluz
[…] Thomas Dommermuth vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung, zum Gastbeitrag […]