Egal ob privat gekauft oder per Smartphone App bei einem Sharing-Dienst ausgeliehen – seit 15. Juni 2019 dürfen E-Scooter (beziehungsweise deren Nutzer) am öffentlichen Verkehr teilnehmen. Bislang durften diese Vehikel nur auf privatem Gelände bewegt werden. Nun wird es voller auf Deutschlands Radwegen. Doch was können die motorisierten Tretroller? Sind sie womöglich gefährlich? Das steckt hinter dem Trend.
Von Santa Monica in die Welt
Inzwischen ist es gut zwei Jahre her, dass sich im kalifornischen Santa Monica die ersten Sharing-Anbieter für Electro-Scooter gründeten. Danach schwappte die E-Scooter-Welle über den Atlantik nach Europa. Vor wenigen Wochen verabschiedete nun auch die Bundesregierung die so genannte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung. Damit waren zugleich frühere Pläne vom Tisch, die auch der Gesamtverband der Versicherer (GDV) bereits stark kritisiert hatte.
Rahmenbedingungen für die E-Scooter-Mobilität
Seit Inkrafttreten der neuen Verordnung gelten für die Nutzung von Elektro-Tretrollern in Deutschland folgende Rahmenbedingungen:
- Mindestalter 14 Jahre
- Fortbewegung nur auf Radwegen und Straßen
- Höchstgeschwindigkeit 20 km/h
- Zweikreis-Bremsanlage und Beleuchtung
- Keine Helmpflicht
- Allgemeine Betriebserlaubnis und Fahrzeugidentifikationsnummer
- Kein Führerschein, aber spezielle Versicherungsplakette
Künftige Käufer von E-Scootern sollten deshalb immer auf eine ordentliche Straßenzulassung achten. Nur dann können diese Fahrzeuge auch versichert werden. Denn ohne aufgeklebte Versicherungsplakette dürfen elektrische Tretroller nicht auf öffentlichen Wegen fahren.
Was kann der E-Scooter?
Allen Modellen gemeinsam ist die Antriebskombination aus Elektro-Nabenmotor und Akku. Kurz angetreten und auf den Beschleunigungshebel gedrückt, kommt ein Electro-Scooter je nach Stärke des Motors, dem zulässigen Gesamtgewicht (manche Modelle sind nur für Kinder geeignet) und den Straßenverhältnissen auf eine Reichweite von rund 30 Kilometern. Diese sind jedoch laut einem Vergleichstest im Stern “unter realen Bedingungen nur selten erreichbar”.
Schattenseiten des E-Scooter-Hypes
Noch ist es viel zu früh, eine erste Bilanz der E-Scooter-Zulassung in Deutschland zu ziehen. Immerhin sind laut einer Bitkom-Umfrage 66 Prozent der Bundesbürger zwischen 16 und 64 Jahren der Meinung, dass E-Scooter eine gute Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot wären.
Klar, dass gerade in den Großstädten immer mehr Fachgeschäfte und Verleiher um die Gunst der E-Scooter-Interessenten buhlen. Schlagzeilen machen jedoch schon jetzt die negativen Begleitumstände der zunehmenden E-Scooter-Dichte. In Berlin beispielsweise gehören Verletzungen durch Unfälle mit Autos oder Beinahe-Kollisionen mit Fußgängern bereits zum Verkehrsalltag.
Dies, so Christopher Spering von der Klinik für Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen, sei häufig auf Leichtsinn, Unaufmerksamkeit und Überschätzung der Fahrer zurückzuführen. Laut Deutschlandfunk sieht er aber auch bauartbedingte Nachteile eines Electro-Scooters:
„Bei den E-Scootern ist das Hauptproblem, dass die Fahrer eine relativ instabile Körperposition haben. Das Gefährt an sich hat einen recht tief gelegten Schwerpunkt und der Körper, der dann in einer stehenden Position auf einem relativ kleinen Brett steht, hat eben einen wiederum erhöhten Schwerpunkt.“ – Christopher Spering, Uni Göttingen
Durch diese Umverteilung und auch durch diese etwas instabile Position, so Spering, sei der Zusammenhang mit der Geschwindigkeit von circa 20 km/h und den anderen Verkehrsteilnehmern ein sehr hohes Verletzungspotenzial.
Ein Small-Talk-Thema für die Generation Y?
Egal ob gefährlich, oder nützlich: Trendthemen wie der E-Scooter sind ein praktischer Gesprächsaufhänger für Vermittler. Insbesondere die jüngere Zielgruppe hat an den Tretrollern Interesse, wie die Bitkom-Studie zeigt. Wie Ihr diese Zielgruppe richtig erreicht, erklärt dieser Beitrag. Und wer weiß: Vielleicht ergibt sich aus dem Gespräch über E-Scooter und die erforderliche Pflichtversicherung auch Upselling-Potenzial?
Titelbild:© bortnikau/fotolia.com, Beitragsgrafik: © Bitkom Research