Das Digitale-Versorgung-Gesetz: Bald auch in der PKV?

Das Digitale-Versorgung-Gesetz: Bald auch in der PKV?
Young happy man using a smartphone in the city

Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) sorgt in der gesetzlichen Absicherung für ein Voranschreiten in Sachen e-Health. Nun greift es auf die privaten Anbieter über. Was bedeutet das für Vermittler?

Ein besseres Gesundheitssystem

Was ist passiert? Am 7. November 2019 nahm der Bundestag den Entwurf der Bundesregierung für das sogenannte Digitale-Versorgung-Gesetz an. „Unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sei das deutsche Gesundheitssystem bei der Implementierung digitaler Lösungen und neuer innovativer Formen der Zusammenarbeit jedoch nur eingeschränkt adaptiv und agil“, heißt es in dem Entwurf. Das neue Gesetz sollte Abhilfe schaffen. Alle gesetzlich Versicherten sollten durch das Gesetz verschiedene Vorteile im Rahmen digitaler Services erhalten. Zum Beispiel sind sie nun in der Lage, Gesundheits-Apps auf Rezept zu erhalten. Sie haben einen vereinfachten Zugang zu Online-Sprechstunden, können überall bei Behandlungen auf das Datennetz im Gesundheitswesen zurückgreifen und flächendeckend die digitale Krankenakte nutzen. Die gesetzliche Krankenversicherung trägt die Kosten dafür. Das Gesetz sieht außerdem vor, dass sich Apotheken und Krankenhäuser verpflichtend an die Telematik-Infrastruktur anschließen sollen.

„Damit das möglichst unbürokratisch möglich ist, wird der Zugang für Hersteller erleichtert“, erklärt die Bundesregierung dazu.

Das Digitale-Versorgung-Gesetz wird wichtiger für Vermittler

Am 19. Dezember trat das Gesetz dann in Kraft. Mittlerweile finden die Ideen – ursprünglich für die gesetzliche Krankenversicherung konzipiertes Gesetz – auch ihren Weg in die private Krankenversicherung. Private Anbieter schrauben an ihren Tarifbedingungen und sorgen so für einen einfacheren Zugang ihrer Versicherten zu digitalen Health-Services. Wie das Analysehaus MORGEN & MORGEN berichtet, gestaltet sich hier die Umsetzung jedoch als schwierig. Darum fordert der PKV-Verband derzeit, im DVG berücksichtigt zu werden. Ein diskriminierungsfreier Zugang zur Telematik-Infrastruktur müsse ebenfalls her.

MORGEN & MORGEN zufolge ist in der Privaten Krankenvollversicherung generell eine schrittweise Umsetzung der DVG-Anforderungen zu erkennen – PKV-Tarife passen sich demnach bereits an. „Wir haben frühzeitig begonnen, die Auswirkungen im PKV-Markt zu beobachten und stellen fest, dass bereits knapp ein Drittel der Krankenversicherungsgesellschaften Tarifwerke in der PKV-Vollversicherung dahingehend überarbeitet haben,“ sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN, dazu. In der Vermittlung werde dieses Thema an Gewicht gewinnen, weswegen das Analysehaus entsprechende Tarifeigenschaften bereits in der Vergleichssoftware filtern lässt.

Das kann „Meine Gesundheit“

Andreas Kolb, Vorstandsmitglied des Konzerns Versicherungskammer sowie Vorstandsvorsitzender der Union Krankenversicherung und der Bayerischen Beamtenkrankenkasse, erläutert, dass die Digitalisierung des Gesundheitssystems besonders auf den folgenden drei Säulen basiert: 

  • Die elektronische Krankenakte 
  • Telemedizin
  • Nutzung von Gesundheitsdaten mit Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI)

Die Versicherungskammer Bayern bietet bereits seit längerer Zeit digitale Services für Kunden und auch für Vermittler an. Die App „Meine Gesundheit“ erlaubt allen krankenvoll-, quoten- und zusatzversicherten Kunden den optimalen Zugriff darauf. Dasselbe gilt für Kunden mit Pflegetagegeld- oder Krankentagegeldversicherung. Sie können alle Befunde, Ultraschall- und Röntgenbilder sowie Arztschreiben einsehen. Von überall aus, zu jeder Zeit.

Besonders die Nutzung von künstlicher Intelligenz bietet hier großes Potenzial. Sie ermögliche den Datenabgleich mit tausenden ähnlichen Diagnosen in der Radiologie oder etwa das Rechnungsmanagement, wenn komplexere Klinikrechnungen vorliegen. Weiterhin kooperiert die Versicherungskammer mit KENKOU, einem Health-Tech-Startup. Dessen künstliche Intelligenz fragt das Stresslevel der Nutzer ab und kann gesundheitsfördernde Maßnahmen zum Stressmanagement vorschlagen.

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Titelbild: ©djile/stock.adobe.com

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