Die Versicherungsbranche befindet sich im digitalen Wandel. Kunden werden zunehmend mündiger und der Markt transparenter. Getrieben von mobilen Gadgets wie Smartphone, Tablet und Co.
Doch wie gut kommen Makler mit dem Ausbau ihrer digitalen Prozesse voran? Herrscht noch Skepsis gegenüber der Umstellung? Und wie sieht die Zukunft der Branche aus? Papierlos? Mehr im Interview mit Matthias Brauch, Geschäftsführer der softfair GmbH.
Redaktion: Herr Brauch, wenn Sie der deutschen Versicherungsbranche eine Note für ihren aktuellen Stand in Sachen Digitalisierung geben müssten, welche wäre das?
Matthias Brauch: In der Gesamtschau würde ich der Branche wohl eine 3+ geben. Ich wäre also weit davon entfernt, einen blauen Brief zu verschicken. Aber auch genauso weit davon entfernt zu empfehlen, die nächste Klasse zu überspringen. In einer Note wird ja regelmäßig auch die gegenwärtige Tendenz berücksichtigt und die ist im Jahr 2019 branchenweit definitiv positiv.

Redaktion: Wie schneiden die Vermittler aus Ihrer Sicht ab? Wo liegt der größte Nachholbedarf?
Matthias Brauch: Gut durchdachte Prozesserleichterungen werden von den Vermittlern gerne angenommen. Leider fehlt oft der Durchblick im Wald der digitalen Helferlein und die Zeit, die Vielzahl an digitalen Angeboten auf Herz und Nieren zu prüfen. In der Folge mangelt es dann an Vertrauen, sie im Ernstfall für oder gemeinsam mit Kunden einzusetzen.
Erschwerend kommt hinzu, dass es manche Softwareanbieter selbst dem IT-affinen Vermittler unnötig schwer machen, weil sie ihn mit Produkthighlights wie „Multi-Kanal-Anbindung“, „Klassifizierung des Versicherer-Postkorbs“ oder „Moderne Workflow-Engine“, also bedingt verständlichem Vokabular, einschüchtern.
Dass der ein oder andere eigentlich digitalisierungswillige Vermittler dann doch lieber den Papierantrag aufs Faxgerät legt, ist nachvollziehbar. Für unser Haus gilt deshalb schon seit vielen Jahren, dass wir dem Vermittler ein praxistaugliches und vor allem intuitiv nutzbares Gesamtsystem an die Hand geben. Niemand im Vertrieb hat schließlich die Zeit und das Interesse, sich für die Unterstützung seines kompletten Geschäftsprozesses in verschiedene Tools einarbeiten zu müssen.
Redaktion: Sehen Sie bei Vermittlern eine grundlegende Skepsis gegenüber technischen Neuerungen? Oder ist das Gegenteil der Fall?
Matthias Brauch: Bedenken, kritische Fragen und auch anfängliche Zurückhaltung bei der Nutzung technischer Neuerungen sind uns natürlich nicht unbekannt. Diese Form einer gesunden Skepsis darf aber auf keinen Fall mit „Desinteresse“ verwechselt werden. Ich kann mich nicht erinnern, dass uns letzteres in unseren inzwischen mehr als 30 Jahren Softwareentwicklung einmal entgegengebracht worden wäre. Damit das so bleibt, achten wir nicht nur auf einen hohen Innovationsgrad unserer Produkte, sondern vor allem auch auf eine ausgeprägte Kundennähe. Etwas, das den Beratungsalltag unserer Kunden nicht mit absoluter Sicherheit vereinfacht, würden wir gar nicht erst konzipieren.
Redaktion: Welche Vorteile bieten digitale Beratungsprozesse, wie etwa Risikovoranfragen, gegenüber dem konventionellen Weg?
Matthias Brauch: Die Nutzung digitaler Beratungsprozesse beschert Vermittlern und Versicherern schon allein aufgrund der verkürzten Bearbeitungszeiten klassische WIN-WIN-Situationen. Verstärkt wird der Effekt, wenn sich der Vermittler nicht bei jedem Versicherer auf dessen persönliche Insellösung einlassen muss. Also in Summe auf immer wieder verschiedene Interpretationen ein und desselben Prozessthemas einlassen muss. Beim Thema Risikovoranfrage stellen wir dem Anwender mit unserer Plattform RIVA für inzwischen 24 Kranken- und Lebensversicherungsgesellschaften einen für ihn immer in gleicher Art und Weise nutzbaren Prozess, ohne jeden Design- oder Logikbruch.
Für die Akzeptanz eines digitalisierten Prozesses ist genau das immens wichtig, weil der Anwender das sichere Gefühl haben muss, einen Prozess vollständig zu beherrschen. Wenn er mit Unsicherheit behaftet oder Überraschungen gespickt ist, wird er ihn sich für seine täglichen Auswahlentscheidungen nicht zu Eigen machen.
Redaktion: Glauben Sie, dass in den nächsten 10 Jahren Papier ganz aus der Branche verschwunden sein wird?
Matthias Brauch: Auch nach 30 Jahren Internet gibt es noch Videotext, trotz ausgereifter Smartphones noch immer einen Markt für klassische Mobiltelefone. An ein komplettes Verschwinden eines Mediums glaube ich nur, wenn es nicht funktioniert, aber Papier funktioniert. Die Alternativen, etwa in Form von digitalisierten Prozessstrecken, werden durch den stetigen Abbau von Medienbrüchen und insgesamt erheblich schnelleren Bearbeitungszeiten natürlich immer attraktiver und zunehmend zum Freund des Vermittlers. Ob aber all das, was hier bereits heute an Prozessoptimierung möglich ist und in absehbarer Zeit noch möglich sein wird, innerhalb der nächsten 10 Jahre alle Vermittler erreicht? Das hängt entscheidend davon ab, wie gut es uns als Dienstleister zusammen mit den Versicherern gelingt, den Vermittler auf dieser Strecke mitzunehmen.
WICHTIGER HINWEIS: ‼️Achtung neuer Termin‼️ Am 29. März ab 9:30 Uhr strahlen wir unsere digitale Maklerwerkstatt noch einmal aus. Wenn Ihr die Vorträge von Henning Plagemann (BiPRO-Services und MVP-Systeme), Christoph Dittrich (RiVa-Anbindung und E-Signatur) oder Martin Müller (XING-Experte) sehen wollt, dann schaltet unbedingt rein!
Titelbild und Beitragsbild: © softfair GmbH
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[…] Dr. Robin Kiera von Digitalscouting.de, Jürgen Zäch von Expertenhomepage, Benjamin Strixner von Softfair, Max Steinmetz von zeb und Frank Seepe von cyclos Design […]