„Den Patienten zum Champion seiner Krankheit machen“

Blutdruck senken leicht gemacht – das verspricht das neue Digitale Gesundheitsprogramm Bluthochdruck der Versicherungskammer Bayern mit dem Digitalen Herzzentrum iATROS. Wir haben mit Patricia Rosar von der Versicherungskammer Bayern und Dr. Georges von Degenfeld, Telearzt von iATROS, über das Angebot gesprochen.

Digital den Bluthochdruck bekämpfen

Etwa 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck, meldet die Deutsche Hochdruckliga. Hoher Blutdruck tut zwar nicht weh, ist aber durchaus gefährlich: Bluthochdruck gilt als größter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und diese zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. 

Die App iATROS

Die gute Nachricht: Mit einer geeigneten Therapie können Betroffene wieder gute Blutdruckwerte erreichen. Die Versicherungskammer Bayern will das ihren Kunden mit einem neuen Angebot ganz leicht machen: dem Digitalen Gesundheitsprogramm Bluthochdruck, bei dem man sich über das Smartphone oder Tablet anmelden kann. Dabei wird dann zusammen mit dem Digitalen Herzzentrum iATROS ein individueller Therapieplan entwickelt – mit moderner Betreuung, digitaler Diagnostik und einem Gesundheitscoaching. Das Programm dauert neun Monate und läuft über die App iATROS. 

„Wir füllen Lücken in der Behandlung“

Doch wie funktioniert das Programm genau und welche Vorteile bietet es den Kunden? Das erklären Patricia Rosar von der Versicherungskammer Bayern und Dr. Georges von Degenfeld, Telearzt von iATROS, im Interview.

Redaktion: Wie kam es zu der Kooperation mit dem Digitalen Herzzentrum iATROS, Frau Rosar?

Patricia Rosar: iATROS hat uns als Gesundheitspartner sofort überzeugt. Das Thema Herzgesundheit passt gut in unser Leistungsportfolio und eröffnet uns und unseren Kunden neue Möglichkeiten, Bluthochdruck zu bekämpfen. Durch die digitale Technik können unsere Kunden sehr leicht mit einem Arzt Kontakt aufnehmen und mit dem Programm nachhaltig etwas für ihre Gesundheit tun.

Redaktion: Wie sind Sie darauf gekommen iATROS zu entwickeln, Herr von Degenfeld?

Dr. Georges von Degenfeld: Wir sind drei Gründer, zwei davon Mediziner, die festgestellt haben, dass ein gigantischer Bedarf für so ein Angebot besteht. Viele Jahre habe ich als Arzt beobachtet, wie wenig von dem umgesetzt wird, was technisch eigentlich möglich ist. Andere Länder sind da viel weiter. Tausende Schlaganfälle und Herzinfarkte wären vermeidbar, wenn Bluthochdruck bei den Patienten umfassend aufgeklärt, begleitet und therapiert werden würde.

Die App iATROS

Wichtig ist uns aber dabei: Wir ersetzen mit unserem Angebot nicht die Arbeit des Kardiologen oder Hausarztes, sondern füllen Lücken in der Behandlung. Mit anderen Worten: Wir setzen an dem Punkt an, wenn der Arzt nicht da ist. Es ist eine Herausforderung für einen Arzt, in nur wenigen Gesprächen zu vermitteln, wie notwendig zum Beispiel gesunde Ernährung ist, und wie diese im Alltag realisiert werden kann. Wenn diese wichtige Botschaft beim Patienten nicht ankommt, wird sie aber nicht umgesetzt. Der Blutdruck bleibt wie er ist und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. 

An dieser Stelle kann die Digitalisierung helfen: Wir begleiten die Patienten über Monate didaktisch, nicht nur mit Frontalunterricht-Videos, sondern auch mit konkreten Aufforderungen, sich zu bewegen und Trainingseinheiten zu absolvieren. Außerdem gehen wir auf individuelle Bedürfnisse ein: Wie finde ich als Patient die richtige Sportart? Was kann ich in meinen Alltag integrieren? Die App schickt tägliche Erinnerungen und motiviert zum Durchhalten. 

Redaktion: Welche Vorteile bietet der neue Service Blutdruck-Patienten?

Dr. Georges von Degenfeld: Der Kernvorteil ist natürlich das geringere Risiko, einen Herzinfarkt und Schlaganfall zu erleiden. Bluthochdruck-Patienten brauchen ein gewisses Maß an Schulung, um die Krankheit zu verstehen und um zu wissen, was man tun kann, um den Blutdruck zu senken: Mit unserem Programm lässt sich unter anderem Bewegung in den Alltag integrieren und die Ernährung verbessern. Unser Ziel ist, den Patienten zum Champion seiner Krankheit zu machen. Damit er zum Beispiel proaktiv seinen Arzt erinnern kann, ob etwas kontrolliert werden muss. Denn mit uns haben Patienten ihren Medikationsplan und die eigenen Aktivitäts- und Blutdruckdaten immer im Blick. Patienten, die sich darauf einlassen, werden mit einer messbaren Blutdruckminderung belohnt – und das kann sie dazu motivieren, weiter daran zu arbeiten.

Patricia Rosar: Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit und wird leider nicht immer ernst genommen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn nicht nur Menschen teilnehmen würden, die schon eine Krankheitseinsicht haben, sondern alle Patienten mit einer Bluthochdruck-Diagnose, damit sie umfassend aufgeklärt und behandelt werden können. 

Dr. Georges von Degenfeld: Genau. Bluthochdruck wird auch als ‚Silent Killer‘ bezeichnet und ist der größte Risikofaktor für Schlaganfall. Bluthochdruck macht keine Angst, tut nicht weh und wird deshalb oft sträflich übersehen.

Redaktion: Wie sieht das Coaching aus und wer führt dieses durch?

Dr. Georges von Degenfeld: Wir machen mehr als Coaching, wir begleiten und unterstützen Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten und Bluthochdruck. Dabei geht unsere Begleitung weit über das hinaus, was es schon am Markt gibt. Viele App-Angebote sind in der Regel Insellösungen. Der Patient braucht aber eine Plattform, die ihn vollumfänglich unterstützt und mit seinem persönlichen Ziel korreliert: den Blutdruck zu senken. 

Dafür braucht er Blutdruckmessung, Trainings, Schulungen und Test-Ergebnisse auf einen Blick – auch, damit er die lebensverändernden Maßnahmen gut umsetzen kann. Nach dem ärztlichen Aufnahmegespräch gibt es nach drei Monaten und sechs Monaten weitere Besprechungen. Zum Abschluss gibt es natürlich auch noch ein Gespräch: Hat der Patient seinen Lebensstil umgestellt? Kann man eine Blutdruckminderung feststellen?

Redaktion: Wie wird der Erfolg der Therapie gemessen?

Dr. Georges von Degenfeld: Wir konnten bisher bemerkenswerte Erfolge vorweisen – eine Senkung um etwa 12 mm Hg innerhalb von drei Monaten. Wir haben die Studie aber noch nicht abgeschlossen. Die Blutdrucksenkung mit uns ist in etwa so effektiv wie die Einnahme von ein oder zwei Medikamenten. Manche Patienten, die Medikamenten brauchen, benötigen mit unserem Programm weniger davon.

Redaktion: Wie können Vermittler das Angebot am besten in die Beratung einbinden?

Patricia Rosar: Noch befinden wir uns in der Pilotphase. Wir können aber gerne PKV-Kunden in das Pilotprogramm einbinden, wenn der Vermittler damit auf uns zukommt. Außerdem bietet das Programm dem Kunden eine Möglichkeit, aktiv und präventiv etwas für seine Gesundheit zu tun und vielleicht schwere Krankheiten zu verhindern. Es geht also weit über das Thema Kostenerstattung hinaus um die Gesundheit und deren Erhaltung.

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Titelbild/Beitragsbilder: ©iATROS